Die Reise zum Tagliamento

Seit ich vor einigen Jahren den Bericht über den Tagliamento im Globetrotter Magazin gelesen hatte, ließen mich die Bilder der grandiosen, scheinbar unberührten Flusslandschaft nicht mehr los.

 

Immer wieder blätterte ich die Seite durch bis zu jenem Bericht der mein Fernweh auf ein Maximum ansteigen ließ.

Tagliamento bei Venzone

Leider war es uns nicht möglich die Region um Tolmezzo auf einer unseren anderen Reiseroute einzubinden.

Um diesen, für uns weißen Fleck auf der Landkarte endlich kennenzulernen beschlossen wir dem Tagliamento und den Flüssen und Tälern im näheren Umland einen Besuch abzustatten.


Die Anfahrt an den Tagliamento


Mit unserem Oldtimer Bus Baujahr 1988 sind wir durch die recht überschaubare Antriebsleistung immer sehr gemächlich unterwegs. Deshalb macht es bei unserer Reisegeschwindigkeit durchaus Sinn auf längeren Touren eine Übernachtung einzuplanen, damit sich die

Staus hinter uns wieder auflösen können.




Unsere Wahl für unseren Zwischenstopp fiel bei dieser Fahrt

auf Zell am See in Österreich.

Die Region unterhalb des Großglockner war uns schon aus vergangenen Besuchen bekannt und ist durch die vielen Klammen, Höhlen, Klettersteige und unzähligen Wanderwegen für eine Reiseunterbrechung oder auch einen ganzen Urlaub überaus attraktiv.

Für die Weiterfahrt Richtung Italien besteht von hier aus die Möglichkeit sein Fahrzeug im Gasteiner Tal am Bahnhof Böckstein auf den Zug zu verladen.

Wer möchte kann sich mit dieser kurzen Zugfahrt den Umweg über Villach sparen.

Seisenbergklamm in Weißbach
Seisenbergklamm in Weißbach

Da wir mit mehreren Fahrzeugen, unterwegs waren haben wir uns für den Weg über die Autobahn an Villach vorbei entschieden.

Das erste Ziel am Tagliamento sollte eigentlich der Campingplatz bei Gemona sein. Leider war der Platz bei unserem Eintreffen (Haupturlaubszeit August 2021) komplett ausgebucht.

Mit dem Bus in Tagliamento in Gemona

Als Alternative zum Campingplatz nutzten wir den gut ausgebauten Wohnmobilstellplatz mitten in Gemona. Der Platz ist gut beleuchtet und Kameraüberwacht. Auch eine recht moderne Entsorgungsstation findet man direkt vor Ort.

Mein Versuch mit einem kurzen Spaziergang vom Stellplatz aus an den Fluss zu gelangen, endete in einer doch recht stattlichen Wanderung von ca. 10 Kilometer.

Die Begeisterung

meiner Mitwanderer hielt sich stark in Grenzen.


Wohnmobilstellplatz in Gemona am Tagliamento

Badestellen am Tagliamento

Die Suche nach einer schattigen Badestelle führte uns ein Stück Flussaufwärts in die Nähe des malerischen Dorfes Venzone.

Kleine Pfade durch das grüne Dicklicht am Flussufer führen zu unzähligen traumhaften Badestellen.

Reisebericht Tagliamento

Auch größere Fahrwege die direkt auf das Kiesbett führen findet man immer wieder. Allerdings bleiben die meisten dieser Wege den Freunden von Allradfahrzeugen vorbehalten.

Beachten sollte man, dass das Wildcampen in Italien prinzipiell verboten ist und hohe Geldstrafen nach sich ziehen kann.

Auch Feuer machen ist ab 1 Juli verboten.

Allerdings wird das freie Stehen fernab der Touristenmetropolen meistens geduldet.


Flussbett am Tagliamento mit Berge im Hintergrund.
Bunte Steine im Sand am Tagliamento.

Der Fluss wird breiter.

Wir beschließen unsere Fahrt am nächsten Tag in Richtung Cimano fortzusetzten. Hier sorgt das breiter werdende Flussbett für eine phantastische Kulisse.

Imposante Kies Flächen eingebettet in die sanfte Berglandschaft werden von kleinen und größeren Rinnsalen durchkreuzt.

Klares Wasser am Tagliamento.

Tagliamento, manchmal auch  Partymeile!

Mit dem Wohnmobil am Ufer des Tagliamento

An viele Uferabschnitten wird gefeiert, gechillt oder einfach auch nur gebadet.

Nach dem Wochenende kehrt wieder Ruhe ein, nur hier und da finden

sich in der Ferne noch vereinzelt ein paar Offroader am Fluss.

Am Wochenende ist in dieser Gegend der Fluss von Einheimischen und Urlaubern gut besucht.

Von der noch am Vortag erlebten ursprünglichen Ruhe und Einsamkeit am Fluss war dann erstmal nichts mehr zu spüren.




Die Suche nach den schönsten Stellen am Tagliamento

Straße am Tagliamento Ufer für Wohnmobile.

Auf gut befahrbaren aber sehr staubigen Schotterpisten entlang des Flusses gelangt man immer wieder an schöne Stellen am Wasser oder zumindest nicht weit weg davon.

Manche dieser Pisten sind den LKWs der Schotterwerke vorbehalten und dürfen nur am Wochenende oder nach Feierabend befahren werden.

Sonnenuntergang am Tagliamento
camping am Tagliamento

Auf den Schotterstraßen findet man immer wieder schöne schattige Stellen zum parken.

Allerdings sollte man darauf achten nicht zu nah an den Pisten zu parken, da diese gerne am Wochenende auch als Offroad Rennstrecke genutzt werden.

Dichte Staubwolken gepaart mit umher schwirrenden Steinchen dominieren dann die Atmosphäre am Wegesrand und man fühlt sich wie mitten in einer Sandstrahlkammer.


Mit dem Wohnmobil am Tagliamento campen.

Arzino der smaragdgrüne Fluss

Wer am Tagliamento unterwegs ist sollte es sich nicht nehmen lassen ein Abstecher in das Arzino Tal zu machen. Besonders Sehenswert, wenn auch kein Geheimtipp mehr, ist die Schlucht Cerdevol Curnila.

Ein eher unauffälliges Holzschild in der Nähe der Straßenbrücke zeigt uns den Weg zum Fluss. Auf einem schmalen Pfad geht es durch bewaldetes Gebiet über ausgetretene Serpentinen hinunter zu dem in Felsen eingebetteten Fluss. 

Kristallklares smaragdgrün schimmerndes Wasser lädt zu einem kühlen Bad in der Schlucht ein. Je nach Wasserstand und Strömung kann man in Canyon

hineinschwimmen.

Ein atemberaubendes Erlebnis!

Die Mutigen unter uns finden in den steilaufragenden Felswänden am Ufer die perfekte Spungstelle.

An sonnigen Tagen vielleicht nicht unbedingt ein Geheimtipp aber ein auf alle Fälle grandioses Erlebnis.

Über Felsen, der an manchen Stellen aussieht wie ein löchriger Schweizer Käse kraxelt man die letzten Meter hinunter zum grünen Fluss.

Im unteren Teil der Schlucht wird der Flusslauf  erst einmal breiter und die Strömung nimmt stark zu.

Ein paar Meter weiter zwängt eine schmale Felsrinnen den Fluss zwischen den Felsen ein.

Hier sollte man das Baden lieber lassen.

Chiarso der azurblaue Fluss

Wer an Schlucht Cerdevol Curnila gefallen gefunden hat, sollte unbedingt noch in das kleine Dorf Campone fahren. Die Straße windet sich durch eine dicht bewaldete Berglandschaft.

Nur kurz lässt sich hin und wieder ein Blick in die tiefen Schluchten und felsigen Täler erhaschen.

Immer wieder fahren wir durch kleiner Ortschaften die laut Beschilderung manchmal sogar über Wohnmobilstellplätze verfügen.

Vorneweg muss noch erwähnt werden, dass die Wanderung an manchen Stellen ein bisschen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt.

Auch sollte man keine Angst vor nassen Schuhen und Hosen haben da der Wanderweg fast durchweg durchs Wasser führt. Für Hunde ist die Wanderung nur bedingt geeignet, da manche Stellen mit Eisenklammern im Fels überwunden werden müssen. Für mich als Hundebegleiter blieb an diesen Stellen nur noch der Weg durchs kühle Nass.


In der Ortsmitte des kleinen Dörfchen Campone  befinden sich einige Parkmöglichkeiten.

Wir wandern los in Richtung Fluss und finden nach kurzer Zeit eine sehr schön illustrierte Karte die uns den Weg zum Wasserfall von Palcoda zeigt.

Wir schlendern durch die kleine aber schöne Ortschaft Campone zu der alten Mühle am Bach. Hier beginnt die eigentliche Wanderung.

Bei der Mühle zweigt ein kleiner Pfad entlang des alten Mühlenkanal flussaufwärts ab.

Schon nach kurzer Zeit ist der Weg nur noch schwer erkennbar. Mit blauer Farbe auf Felsen aufgepinselte Pfeile weisen den Weg.

Der schmale Pfad wechselt jetzt immer wieder die Fluss Seite. Zwischen den Felsen im Flussbett finden sich immer wieder Becken  mit glasklaren Wasser.

Die Felsen entlang des Flusslaufs werden jetzt immer höher.

Schroffe Felsformationen mit schräg abfallenden Felsflanken scheinen im strahlend blauen Wasserlauf zu versinken.

Nach kurzer Zeit erreichen wir eine sprudelnden Wasserstufe  die ein Becken speist  dass auch tief genug für einen Sprung ins kühle Nass ist.

Üppig grüner Bewuchs ziert die karstigen teils überhängenden Steinwände. An manchen Stellen sind im Fels  Stahlseile als kleine Hilfestellung verankert.

Unser Wanderzeichen ist der blaue Pfeil der uns Kreuz und Quer durch die Schlucht führt.

Manchmal muss man die Markierung regelrecht suchen. Die Wanderung gleicht dann eher einer Geocaching Challenge.


Folgt man dem blauen Pfeilen führt uns der Wanderweg an dieser Stelle eigentlich rechts über den Bergrücken an der Schlucht vorbei.

Wenn der Wasserstand nicht zu hoch ist kann man aber auch durch den Canyon hindurchschwimmen.

Nach der Schlucht geht die Tour durch seichtes Wasser weiter. Steht man vor diesen großen Felsbrocken ist man zu weit gelaufen.

Der eigentliche Weg verläuft auf der rechten Uferseite. Bei niederem Wasserstand können mit der entsprechenden Vorsicht auch die Felsen im Flussbett überklettert werden.

Noch ein paar Meter weiter Flussaufwärts erreichen wir das Ziel unserer Wanderung.

Der Wasserfall von Palcoda.

Über einen steilen Grasweg steigt man hinab zum Becken des Palcoda Wasserfalls.

Der enge Talkessel mit dem unaufhörlichem Rauschen des Wasserfalls wirkt wie ein Szenenhintergrund aus einem Urzeitfilm.

Das kristallklare Wasser lädt zum schwimmen ein. Ein vortrefflicher Ort um etwas länger zu verweilen.

Wer auf dem Rückweg noch Motivation verspürt, kann noch einen kleinen Abstecher in den Seitenfluss Rio Ceresanas machen.

Ausgewaschen Steinrinnen hier im Flusslauf laden zum rutschen ein. Aber Vorsicht! Manchmal wartet eine Felsblock am Ende der Rutsche.

Wohnmobilurlaub am Tagliamento. Schwimmen im Chiarsa.

Nach dem schwimmen im Fluss sollte man den Körper auf blinde Passagiere absuchen. 

Immer wieder hatten wir diese seltsamen Würmchen an uns haften. 

Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Blutegel oder Saugwürmer. Näheres konnte ich über die Tierchen leider nicht herausfinden

Die Tiere lassen sich aber im Wasser sehr leicht absteifen.

Cascata Plera

So langsam wird es Zeit für uns an die Heimfahrt zu denken.

Auf der Rückfahrt beschließen wir noch der Cascata Plera in der Nähe von Tolmezzo einen Besuch abzustatten.

Man benötigt ca. 20 Minuten um den Wasserfall zu Fuß zu erreichen.


Bei einer Haarnadelkurve auf der SP72 finden wir Parkmöglichkeiten.

In der Kurve beginnt ein breiter Waldweg.

Wir folgen der Beschilderung Richtung Wasserfall.


Nach einer Weile taucht rechts im Wald ein Stück Militärgeschichte aus dem

2. Weltkrieg auf.

Bunkeranlagen die früher zur italienischen Verteidigungslinie gehörten.



Unterwegs kommen wir, an einer direkt am Fluss gelegenen schön gestalteten Grillstelle vorbei.

Wer etwas Zeit mitbringt findet hier die Gelegenheit für ein Picknick im schattigen Wald.

Die kühlende Wirkung des Wasserfalls ist bis hierher spürbar. Bei hohen Temperaturen im Hochsommer eine perfekter Ort zum länger verweilen.

Brücke am Wasserfall Cascata Plera

Nach der hölzernen Brücke erreichen wir unser Ziel. Die Cascata Plera


Die Atmosphäre, ist hier geschwängert von winzigen Wasser Tröpfchen die wie eine Klimaanlage die Luft in der näheren Umgebung herunterkühlen.


Auch an sehr heißen Tagen sind die Temperaturen hier direkt am Becken eher frisch.


Zum Schwimmen jedenfalls, konnten wir uns trotz sehr gutem Wetter nicht überwinden!


Wer detailliertere Infos über Reiseroute, Stellplätze oder Sonstiges benötigt, kann mich gerne unter der E-Mail Adresse info(at)weaktiv.de kontaktieren.